Masern
Erreger
Masernvirus, ein Typ
Infektionsquelle
Sekrete der Atmungsorgane, Tränenflüssigkeit, Blut und Urin Masernkranker.
Übertragung
Tröpfchen und Schmierinfektion, Masernkranke sind vom 8.Tag nach Ansteckung an bis etwa zum 3.Tag nach Ausbruch des typischen Hautausschlages infektiös.
Inkubationszeit
9 bis 11 Tage
Krankheitsbild
Der typische Verlauf von Masern ist gekennzeichnet von Fieber, Kopfschmerzen, Lichtscheu, Husten und Bindehautentzündung. Am 2.–3. Tag erscheinen auf der Wangenschleimhaut weiße Stippchen (so genannte Koplik’sche Flecken), die ganz besonders typisch sind. Das Fieber fällt dann nach 3–4 Tagen ab, und dann tritt der Hautausschlag auf, der der Erkrankung den Namen gegeben hat: Beginnend im Gesicht breitet sich der Ausschlag innerhalb von 2–3 Tagen über den Körper aus bis zu den Füßen, er ist grobfleckig, unregelmäßig begrenzt, gelegentlich mit kleinen Hautblutungen einhergehend. Nach etwa einer Woche blasst der Ausschlag ab.
Es gibt bei den Masern abweichend von diesem typischen Verlauf einige Sonderformen:
- subfebrile Verläufe ohne Hautausschlag
- Verläufe mit sehr starkem Husten und dem charakteristischen „Ziehen“ beim Atmen
- bösartige Verläufe mit Beteiligung des Gehirns.
Masern können einige Komplikationen haben:
- Bronchitis, Lungenentzündung (4 bis 7% der Erkrankten!)
- Mittelohrentzündung
- Gehirnentzündung (1 auf ca. 2000 Erkrankungen)
- sklerosierende Panencephalitis (Erkrankung des Zentralnervensystems mit besonders bösartigem Verlauf; Häufigkeit etwa 1-10 auf 100.000).
Außerdem ist man während einer Masernerkrankung besonders empfänglich für Tuberkulose und Eiterungsprozesse (Staphylokokken) im Körper.
Diagnose
Aus dem Krankheitsverlauf (ist nicht immer einfach), durch Erregernachweis aus dem Rachensekret u. a., oder durch Antikörpernachweis aus dem Blut.
Behandlung
Keine möglich; im Frühstadium kann man möglicherweise durch die Gabe von Antikörperpräparaten die Komplikationsrate senken.
Epidemiologie und Bedeutung
Masern sind in Österreich (leider) noch immer eine sehr häufige Erkrankung, obwohl bei konsequenter Durchimpfung der Bevölkerung die Erkrankung ausrottbar wäre. Österreich hatte bis vor kurzem pro Jahr einige Hundert Masernfälle. Die USA mit 280 Millionen Einwohnern hatten 1995 nur knapp 300 Fälle, von denen die meisten aber importiert waren, so z. B. auch von Österreichern… Seit 2001 ist der gesamte amerikanische Kontinent masernfrei.
Impfstoffe
Masern/ Mumps/ Röteln-Kombinationsimpfung . Dreikomponentenlebendimpfung in einem Stich. Einzelkomponentenimpfstoffe sind derzeit nicht erhältlich. Vierkomponentenlebendimpfstoffe (mit Varicellen) sind ebenfalls erhältlich.
Das Impfvirus ist nicht auf Dritte übertragbar.
Impfung
Die Impfung wird üblicherweise zweimal gegeben. Das erste Mal im 14. Lebensmonat, das zweite Mal frühestens vier Wochen später. Man sollte versuchen, die beiden Masernimpfungen noch vor Vollendung des zweiten Lebensjahres zu absolvieren. Wird eine Impfung versäumt, dann soll sie beim nächstmöglichen Arztkontakt nachgeholt werden. Grundsätzlich ist die Impfung in jedem Lebensalter möglich und sinnvoll. Erwachsene, die keine Immunität gegen Masern (oder Mumps oder Röteln) haben, sollten sich unbedingt impfen lassen, da diese „Kinderkrankheiten“ im Erwachsenenalter wesentlich bösartiger als bei Kindern verlaufen.
Die Masernimpfung kann auch als „postexpositionelle“ Impfung gegeben werden: Wird innerhalb von 3 Tagen nach einem erfolgten Kontakt mit einem masernkranken Kind geimpft, so ist die Chance für eine Unterdrückung des Krankheitsausbruchs hoch.
Schutzrate
Nach einer Impfung (gilt für Mumps und Röteln ebenfalls) etwa 95%. Fünf Prozent Impfversager sind entweder auf schlecht gelagerten Impfstoff oder auf Nichtansprechen auf die Impfung bei z. B. gleichzeitigen banalen Infekten zurückzuführen. Nur aus diesem Grund wird die Impfung bei Kindern bei Schuleintritt wiederholt, denn es soll die österreichische Bevölkerung zu 100% gegen Masern (Mumps/Röteln) geschützt werden!
Schutzdauer
Wenn die Impfung wirksam war, ist mit lebenslangem Schutz zu rechnen (gilt auch im Wesentlichen für Mumps und Röteln).
Nebenwirkungen
Die Masernimpfung kann etwa eine Woche nach der Gabe zu leichtem Fieber und eventuell sogar zu einem flüchtigen Hautausschlag führen („Impfmasern“), sehr selten auch zu geringfügigen Gelenksschmerzen. Thrombozytopenien werden mit 1:30.000 beobachtet, sind aber voll reversibel. Extrem selten kann die Masernimpfung zu einer postvakzinalen (meist harmlosen) Meningitis führen, die Wahrscheinlichkeit liegt in der Größenordnung von 1 pro Million Geimpfter.
Die Masernimpfung wurde in der Vergangenheit sehr oft mit Erkrankungen des Zentralnervensystems in Zusammenhang gebracht, so z.B mit Autismus. Es sei ausdrücklich betont, dass dies nicht den Tatsachen entspricht.
Besondere Hinweise
Achtung: Vorsicht bei Personen mit Hühnereiweißallergie; Personen, die eine Beeinträchtigung des Immunsystems haben, Kortison nehmen oder bösartige Erkrankungen haben, sollten mit einem Fachmann vor der Impfung Rücksprache halten (gilt ebenso für Röteln und Mumps). Die Impfung soll in der Schwangerschaft nicht gegeben werden, passiert dies aber einmal zufällig, so besteht keine Gefahr für die Schwangerschaft, und ein Schwangerschaftsabbruch ist unsinnig!
Bei fieberhaften Erkrankungen sollte zugewartet werden (v. a. weil der Impferfolg beeinträchtigt sein könnte und nicht, weil dadurch die Impfung schlechter verträglich wird).
Der Impfstoff ist temperaturempfindlich und kann innerhalb weniger Stunden bei Lagerung außerhalb des Kühlschrankes inaktiv werden!
Die Masernimpfung ist bei Studienaufenthalten in den USA eine Pflichtimpfung.
Für Masern, Mumps und für Röteln gilt in gleicher Weise, dass bei klinischer Diagnose die "Trefferquote“ nur in einer Grössenordnung von etwa 50% liegt. Anamnestische Angaben, womöglich nur von der Mutter verifiziert, dass das Kind ohnedies „alle Kinderkrankheiten schon gehabt habe“ sollten sehr kritisch hinterfragt werden. Wenn auch nur der leiseste Zweifel besteht, dann darf nicht auf die Impfung verzichtet werden. Impft man jemanden mit dem Dreikomponentenlebendimpfstoff und er besistzt gegen eine oder mehrere Komponenten schon eine natürliche Immunität oder eine alte Impfimmunität, so ist eine erneute Impfung völlig bedenkenlos: Die bereits vorhandenen Antikörper inaktivieren dann einfach das Impfvirus – genauso, wie es auch geschehen würde, wenn ein Geimpfter Kontakt mit dem Wildvirus hat. Ein "Überimpfen“ bei Masern/Mumps/Röteln ist also unmöglich!